„Die beste Entscheidung, die ich in meinem Leben getroffen habe“- anders könnte Chris seine Geschichte als Stammzellspender gar nicht beschreiben. Es war Ende Juni 2016. Chris war gerade auf einem Bowling-Liga-Abend und nahm nichtsahnend ein Telefonat aus Tübingen an. Prompt wurde ihm mitgeteilt, dass er als Stammzellspender infrage kommt.
Chris erzählt: „Ich habe sofort meinen Ligaabend abgebrochen und mit der netten Frau von der DKMS gesprochen, die mir alles erklärt hat. Ich musste nicht lange überlegen und habe sofort meine Unterstützung angeboten. Nach ein paar Tests stand es fest: Ich war der passende Stammzellspender“. Am 2. August war es dann soweit und Chris wurde für die periphere Stammzellentnahme vorbereitet. Fünf Tage später war der Tag der Spende gekommen. „Der ganze Vorgang war innerhalb von 2 ½ Stunden erledigt. Nach der Entnahme durfte ich erfahren, wohin die Reise für meine Stammzellen ging. Und mein Bauchgefühl hatte Recht. Die Stammzellen gingen in die USA, an eine 51 Jahre alte Frau. Ich war glücklich, dass ich vielleicht jemandem helfen konnte, aber kurz nach der Entnahme wusste ich noch nicht, was alles in den nächsten 3 Jahren passieren würde“.
Im November 2016 erhielt Chris einen Brief von uns. Er berichtete im Nachhinein, dass er sehr nervös war, als er diesen in den Händen hielt, da er nicht wusste, ob die Frau die Transplantation überlebt hatte. „Beim Lesen des Briefs fing ich vor Freude fast an zu weinen. Die Frau hatte sich sehr schnell erholt und dass sogar noch besser, als die Ärzte es für möglich gehalten haben“. Im darauffolgenden Jahr erhielt Chris einen weiteren Brief von uns. Dieses mal aber mit einer besonderen Überraschung – ein anonymes, persönliches Schreiben von seiner Patientin. Sie hatte einen kleinen Text auf Englisch verfasst, in dem sie schrieb, wie glücklich sie ist, dass Chris ihr helfen konnte und dass sie vor kurzem stolze Oma werden durfte. Chris erzählt: „Ich entschloss mich dazu, ihr ein Geschenk zu schicken. Meine Mama nähte einen Stoffteddybären und ich verfasste einen Brief dazu. Beides schickten wir an die DKMS, die sich um alles weitere kümmerte. Die Monate vergingen und ich musste immer wieder an den Brief denken und stellte mir auch die Frage, ob ich die Frau vielleicht nächstes Jahr schon persönlich kennen lernen dürfe“.
Ende des Jahres bekam Chris ein Paket. In diesem befanden sich wieder ein Brief und sogar ein Geschenk, nämlich eine handgemachte Patch-Work-Decke. Sie schrieb, dass es ihr gesundheitlich viel besser gehen würde und sie wieder arbeiten möchte. Chris freute sich sehr darüber. Am 2. August 2018 war es dann endlich soweit – die Anonymitätsfrist war vorbei. Chris zögerte nicht und kontaktierte uns, um zu fragen, ob die Möglichkeit besteht, die Kontaktdaten seiner Patientin zu erfahren.
„10 Tage später erhielt ich eine E-Mail auf der Arbeit, sie war von ihr. Ich hab mich riesig gefreut. Wir haben uns direkt auf Facebook verbunden, sehr viel miteinander geschrieben und uns mehr und mehr kennen gelernt. Ihr Name ist Jane, sie ist gebürtig aus der Ukraine und als Kind mit ihrer Familie in die USA ausgewandert“. Ein paar Monate später entschloss sich Chris dazu, Jane in den USA zu besuchen. Er plante einen Roadtrip mit seinem Papa – von San Francisco über Las Vegas, den Grand Canyon, San Diego, L.A. bis nach San Jose. Dort kam es zu dem lang ersehnten ersten Treffen der Beiden. „Es war ein komisches Gefühl, aber im positiven Sinne. Es war irgendwie so, als würde man sich schon Jahre kennen. Wir verbrachten eine wundervolle Zeit zusammen und es war ein toller Trip. Ich bin so froh, dass ich mich 2012 registriert habe. Wer hätte gedacht, dass ich Jane ein paar Jahre später eine zweite Lebenschance schenken würde?!“